Sonntag, 31. Mai 2009

Istanbul - eine Städtereise



An der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident trennt der Bosporus Asien und Europa und das Gestern von Übermorgen. Doch sehe ich Istanbul nicht als Stadt der Gegensätze, viel mehr handelt es sich um fliessende Übergänge.

Die Einkaufsmöglichkeiten sind ein gutes Beispiel dafür: Im grossen und im ägyptischen Bazar feilscht man bestimmt schon Hunderte von Jahren. An den Ständen oder in den kleinen Läden um die Bazare blüht der Handel und das Geschäft wahrscheinlich schon ähnlich lange. Neueren Datums sind in Sultanahmet die Souvenirläden für Touristen. Die Flagstore Shops der globalen Marken ziehen Fremde wie Einheimische links und rechts der Tünelbahn (altes Tram hoch nach Beyoglu) an. Dazwischen liegende Formen von Einkaufsmöglichkeiten, inklusive einer Migros-Filiale, finden sich beispielsweise in Kadiköy, auf der asiatischen Seite der Stadt.

Den Frauen und ihrer Bekleidung ist die Strenge des islamischen Glaubens anzusehen. Vermummt in scharzen Übermänteln, die nur das Gesicht frei lassen, huschen die einen durch die Gassen. Andere Frauen tragen bunt gemusterte Kopftücher, die eng anliegend sind und um den Hals verknöpft. Die Haar konsequent darunter verbannt und Hüftrundungen unter kaum taillierten Sommermäntel gekonnt verborgen, so bewegen sie sich frei in der Stadt. Häufig sind derart gekleidete Frauen, zu deren Outfit Hosen mit weiten Beinenschnitten gehören, mit Freundinnen in einer Gruppe unterwegs. Viele Türkinnen in Istanbul kleiden und verhalten sich wie Touristinnen aus Mitteleuropa und sind so gar nicht leicht als Einheimische identifizierbar. Modisch und mit wallendem Haar zeigen sich als Mitglieder der modernen Gesellschaft. Aber auch die junge Frau, der die Sonne auf freie Schultern und Rücken scheint und die die Umwelt vergisst, wenn sie auf der Brücke ihren Freund leidenschaftlich küsst, gehört zum Alltagsbild in Istanbul. Übrigens: Die Männer am Bosporus kleiden sich unauffällig mit T-Shirt oder Hemd und Hose. Die Ausnahme machen vereinzelte, die mit silbern glänzenden Anzügen erfolgreich auffallen.

Die Vielfalt, mit der Istanbul seinen Besuchern und Besucherinnen begegnet, fasziniert mich. Was es da zu entdecken gibt, hat keine wiederholende Komponente und ist speziell. Oder hat sich schon mal jemand spontan entschlossen, für den Nachmittag nach Asien zu gehen und für die Reise nur einen Franken bezahlt. Übrigens dauert die Überfahrt mit der Personenfähre von Eminönü auf die asiatische Seite gerade einmal eine Viertelstunde.
Dia-Show Istanbul:
http://picasaweb.google.com/edith4fun/EdithIstanbul2009#slideshow/5342077625131768466

Montag, 12. Januar 2009

Die Schönheit von Mali


Mali besteht aus Wüste, Savanne sowie grünen Landstrichen an den Ufern des Nigers und Senegals. Ich habe dort ein paar sehr schöne Flecken entdeckt, doch ist Mali kein schönes Land nach unseren gängigen Vorstellungen. Die wahre Schönheit von Mali liegt in den Gesichtern seiner Menschen. Dort sah ich Glück, Selbstvertrauen und guten Mut. Das Leben in der Sahelzone ist geprägt von harter Arbeit, wobei auch Kinder tüchtig zupacken müssen: Wasser nach Hause tragen, Wäsche im Fluss waschen, Hirse dreschen und mahlen, Ziegen hüten, … Doch ist kein Maulen zu vernehmen, kein Klagen zu hören. Vielmehr scheint Zufriedenheit aus ihren Gesichtern. Sie besitzen nicht viel, sie können nicht viel verlieren – und schon gar nicht ihr herzhaftes Lachen. Unbeschwertheit scheint für sie weder mit finanzieller Sicherheit noch mit Wohlstand gekoppelt zu sein. Meine Reise durch Mali war eine nicht endende und stets interessante Schulstunde. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass man nur wenig für sein Glück benötigt und was schlussendlich die Schönheit eines Landes ausmacht. Nun stellt sich mir unweigerlich die Frage, worin die Schönheit meiner Heimat liegt.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Timbuktu




















Nüchtern betrachtet ist Timbuktu eine staubige Wüstenstadt. Auf den zentralen Achsen lauern hochgerechnet wohl zehn Schmuckverkäufer auf einen Touristen. Stellenweise sieht man sich mit dem Abfallproblem konfrontiert. Wo ist nun aber das Mystische und Abenteuerliche, das so selbstverständlich mit Timbuktu in Zusammenhang gebracht wird? Es liegt in den Gesichtern der Menschen. Es sind die dunklen Augen der Tuareg, die der Turban gerade mal nicht verdeckt. Es sind das verschmitzte Lachen und die blendenden weissen Zähne der Frauen auf dem Markt. Es sind die Kinder, die einen anlachen und nach "cadeau" fragen. Wie dem deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth geht es sehr wahrscheinlich jedem Besucher dieser Stadt. Der Name Timbuktu wirkt nach und wirft über den Ort und über alles, was damit in Verbindung gebracht wird, einen romantischen Schleier. Das mystische und abenteuerliche Bild ist das Ergebnis unserer Fantasie und der Historie der Stadt, die als Handelsstützpunkt für den Transsahara-Handel Bedeutung erlangte. Im 15. Jahrhundert hatte sich der Ort zu einem der grössten kulturellen Zentren Westafrikas entwickelt. Die Universität und die Bibliothek zog sogar Gelehrte aus Kairo an. Salzkarawanen machen noch heute Halt in Timbuktu.
Ich gehe durch die Strassen der Altstadt und versuche durch eine offene Tür einen Blick in den Hof zu erhaschen. Meine Gedanken malen ein Bild über das Leben im Schutze der Lehmmauern. Beobachte ich einen Bela-Jungen, der seine kleine Ziegenherde durch die Gassen treibt, entsteht eine neue Geschichte. Der Tuareg erzählt mir von den Karawanen, die meist morgens um fünf die Stadt erreichen, und ein ganzer Film läuft vor meinem geistigen Auge ab. Timbuktu wird diesen Hauch des Fremden, Geheimnisvollen und Anziehenden bewahren, da er das Auge des Besuchers trübt. Ist die Sehkraft eingeschränkt, schliesst ein Bericht mehr Empfindungen als Tatsachen ein. Für mich ist Timbuktu noch heute eine sagenumwobene Stadt - das ist nicht zu sehen, sondern zu spüren.

Samstag, 15. November 2008

Es geht los

Der letzte Check auf der Air-France-Seite war positiv. Keiner meiner Flüge ist annuliert. Nur dass der Flug nach Zürich eine Stunde vorgezogen wurde. Ich hoffe, das reicht noch. Und tschüss!

Donnerstag, 13. November 2008

Die Sache mit der Vorfreude

Ich weiss es ja genau! Mit der Vorfreude steigt immer auch das Risiko, dass etwas schief geht. Mir scheint, ich hätte mich zu sehr auf meine Mali-Reise gefreut. Für das kommende Wochenende hat Air France Streiks angekündigt. Warum dieses Wochenende und warum Air France?! Der Reiseveranstalter hat heute informiert, dass auch für unsere Flüge mit Problemen gerechnet werden muss.

Mitteilung über den angekündigten Streik:
"Wie die Air France heute offiziell bekanntgab, wird es ab morgen (Freitag, 14.11.) und während des gesamten Wochenendes zum Piloten-Streik kommen. Grund hierfür ist die geplante Erhöhung des Renteneintrittsalters der Piloten von derzeit 60 auf 65 Jahre. Es ist daher leider auch an Ihrem Abflugtag, den 15.11.09 grundsätzlich mit Flugausfällen oder erheblichen Verspätungen bei allen Air France Flügen zu rechnen.

Speziell für Ihre gebuchte Flugverbindung haben wir allerdings soeben von unserer zuverlässigen Ansprechpartnerin bei Air France eine vorläufige Entwarnung erhalten: So ist nach aktuellem Stand bislang weder Ihr Langstreckenflug von Paris nach Bamako verlegt oder gestrichen worden, noch Ihr Anschlussflug von Zürich nach Paris. Zumindest Ihr Flug von Zürich nach Paris wird nach aktuellem Stand definitiv planmässig starten. Ausdrücklich erhielten wir aber auch den Hinweis, dass eine kurzfristige Verschiebung oder Annullation des Langestreckenfluges von Paris nach Bamako bei akutem Pilotenmangel möglich bleibt. In diesem Fall müssten Sie sich in Paris auf längere Wartezeiten oder sogar auf eine von Air France organisierte und bezahlte Zwischenübernachtung im Hotel einstellen, sofern für denselben Tag kein Weiterflug mehr nach Bamako erfolgen kann. Ob es soweit überhaupt kommen wird, ist aber derzeit ungewiss. Wir bleiben weiterhin in engem Kontakt mit Air France und erwarten für morgen konkretere Nachrichten. "

Für die Reise nach Timbuktu stehen mir nur zwei Wochen zur Verfügung. Einen Tag mehr oder weniger in Mali bedeutet für mich viel.

Montag, 27. Oktober 2008

Travel bug - erneut zugeschlagen

Dieses Zucken in der grossen Zehe und alle anderen Nebenwirkungen, wie unkontrolliertes Träumen von fernen Ländern und endloses Versinken in Reiseerinnerungen, war wieder eine Pein. Der Travel Bug hat erneut zugeschlagen. Er hat mich infisziert. Schon wieder. Da gibt es nur ein Gegenmittel: Eine Reise. Mali ist mein Ziel.

Seit ich weiss, dass Timbuktu eine wirkliche Stadt und nicht nur eine Erfindung von Romanautoren ist, möchte ich unbedingt dahin. Timbuktu. Dieses Wort birgt für mich Geheimnisvolles, Abenteuerliches, Neues und anderes. Nur schon der Klang dieses Städtenamens verspricht tausend unbekannte Eindrücke und Erlebnisse.

Am 15. November soll es los gehen. Mit einer Gruppe werde ich nach Bamako, Landeshauptstadt von Mali, fliegen. Das erste Ziel wird Djenne sein, wo wir den Montagsmarkt besuchen werden. In Mopti erwartet uns ein Gewimmel von Menschen, das der Stadt ein pittoreskes und buntes Bild verleiht. Ich freue mich schon aufs Wandern im Dogonland und danach auf Timbuktu. Ein weiterer Höhepunkt der Reise wird die Flussfahrt mit einer Pinasse auf dem Niger sein.

Doch bevor die Reise beginnt, gilt es lebenswichtige Vorbereitungen zu treffen: Impfungen. Für Mali ist die Gelbfieberimpfung obligatorisch. Empfohlen wird weiter ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Masern und Hepatitis A. Darüber hinaus ist eine Malaria-Prophylaxe nötig. Im Impfzentrum in Zürich wurde ich gut beraten. Das war der zweite Schritt konkreter Reisevorbereitungen - als ersten habe ich mir das Reise-Knowhow-Buch über die Sahelländer gekauft. Morgen geht es mit dem ersten von drei Vivotif-Tagen, der Typhusprophylaxe, weiter. Jene für Malaria beginnt zwei Wochen vor Reiseantritt. Etwa zeitgleich werde ich meine Reisekleider mit Mottenspray behandeln und waschen, was die Mücken davon abhalten soll, sich auf mich zu setzen und noch Schlimmeres zu tun.

Mit jeder noch so kleinen Vorbereitung vervielfacht sich die Vorfreude auf die Reise. Kennst auch du dieses Gefühl?

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Travel Bug

"travel bug" wird mit "Reisefieber" übersetzt. Diese "Krankheit" wird man kaum wieder los. Sie ist wie ein Insekt (bug), das einem um den Kopf schwirrt und so nicht zur Ruhe kommen lässt. An Hartnäckigkeit ist das Insekt wie auch der "travel bug" nicht zu übertreffen, so dass man kapituliert und wieder den Rucksack packt und in die Welt hinaus zieht. Ist doch so!?